Wer bin ich? fragte sich Ottilie von Goethe 1819 und fertigte selbstironisch Zeichnungen von sich. Die Mädchen der Klasse 8a des Franziskus Gymnasiums Mutlangen ließen sich davon inspirieren – die Ausstellung zeigt die eindrucksvollen Ergebnisse dieser weiblichen Spurensuche.
Für ihre Jugendfreundin Adele Schopenhauer ließ Ottilie von Goethe 1819 ein besonderes Notizbuch anfertigen, in das sie acht aquarellierte Selbstdarstellungen einbinden ließ. Diese Zeichnungen sind zum Teil als ironische Auseinandersetzung mit weiblichen Rollenbildern zu interpretieren: Ottilie stellt sich als Phantasie in einem Kostüm dar, dann als strenge Hausmutter, als kämpferisch auftretende Frau in Uniform oder als griechische Göttin. Schülerinnen der Klasse 8a des Franziskus Gymnasiums Mutlangen setzten sich intensiv mit diesen Bildern auseinander. Sie analysierten die Darstellungen und übersetzten sie schließlich kreativ ins Heute. Die dabei entstandenen sehr persönlichen Zeichnungen und Beschreibungen, die in der Ausstellung gezeigt werden, eröffnen eine erfrischende Perspektive auf Frauenrollen und weibliche Zuschreibungen Gestern und Heute. Diese Bilder sollen Besucher*innen dazu auffordern, die verschiedenen Rollen ihres eigenen Lebens in den Blick zu nehmen und zu reflektieren.
Bis zum 19. März 2023 sind alle 25 Zeichnungen und Texte der Schülerinnen in Rahmen der Ausstellung Ich : Ottilie. Weibliche Selbstbilder um 1800 und heute zu sehen. Ende Februar fand in Weimar eine Sonderführung statt, an der Schülerin Leni Kiemel (8a), Dr. Yvonne Pietsch vom Goethe-Schiller-Archiv und Deutschlehrerin Dr. Phöbe Häcker teilnahmen.
Auf dem Blog der Klassik Stiftung Weimar finden sich nähere Informationen und ausgewählte Bilder der Schülerinnen: blog.klassik-stiftung.de/ausstellung-ich-ottilie/