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20.07.2023

Wie viel darf Gerechtigkeit kosten?

Theater-AG des Franziskus Gymnasiums glänzt mit fulminanter Inszenierung von Friedrich Dürrenmatts Stück „Der Besuch der alten Dame“

Rund 40 Schauspielerinnen und Schauspieler brachten an zwei Theaterabenden im jeweils voll besetzten Foyer des Franziskus Gymnasiums Dürrenmatts tragische Komödie auf die Bühne. In einer atmosphärisch dichten Inszenierung entführte Regisseur Robin Kucher mit den Jugendlichen der Theater-AG des Gymnasiums das Publikum in die Kleinstadt Güllen und warf Grundfragen nach Gier, Gerechtigkeit und Moral auf.

Güllen ist eine verarmte Kleinstadt und hoch verschuldet. Mit dem Besuch der Milliardärin Claire Zachanassian (Franziska Kraus), einstige Bewohnerin Güllens, kehrt wieder Hoffnung in das triste Leben der Güllener. Sie verspricht, die Stadt mit einer Milliarde zu neuem Wohlstand zu führen. Aber nur unter einer Bedingung: Alfred Ill (David Karaali), ihr früherer Geliebter und Vater ihres Kindes, muss getötet werden. Vor zwanzig Jahren leugnete Alfred Ill die Vaterschaft, bestach zwei falsche Zeugen und ruinierte Claires Ruf. Aus der Stadt gejagt, schwor sich Claire, eines Tages Rache zu üben, für Gerechtigkeit einzustehen. Güllen steht anfänglich hinter dem beliebtesten Bürger Alfred Ill. Der Bürgermeister (Maxine Bopp) verkündet: „Lieber arm als blutbefleckt“. Doch schnell überwiegen bei den Bewohnern der Stadt Verführbarkeit, Gier und Korruption.

Robin Kucher legte in seiner Inszenierung viel Wert auf Musik. Elektrobeats trafen auf Streicher, Schlager auf atmosphärische Klangteppiche. Teils brach die Musik gezielt Stimmung und Text oder schaffte einen Sog, dem sich niemand entziehen konnte. Das reduzierte Bühnenbild lenkte den Blick auf das Wesentliche: die Charaktere und ihr Verhalten. Die Kostümierung spielte mit Farbcodes und betonte die verschiedenen Welten, die in dem Stück aufeinanderprallen. Außerdem zeigten die Farben der Kostüme auch Entwicklungen an: Trugen die Güllener zu Beginn der Inszenierung noch tristes Grau, wandelte sich ihr Erscheinungsbild mit grellen Farben später zu dem einer bunten Wohlstands-Gesellschaft. Nur Alfred Ill wurde immer blasser, als würde das Leben aus ihm ausziehen.

Mit ihrer Spielfreude sorgten die Jugendlichen auf der Bühne nicht nur für Lacher, sondern auch dafür, dass den Zuschauenden das Lachen im Halse stecken blieb und sich allgemeine Betroffenheit breitmachte.

Komplettiert wurde die Wirkung der durchdachten Inszenierung und des gelungenen Spiels auf der Bühne durch eine ansprechende Maske (Uschi Hambacher) und eine professionelle Licht- und Tontechnik unter der Leitung von Schülerin Tanja Frankenhauser. Mit einem Programmheft in einer Qualität, von der sich manche staatliche Bühne etwas abschauen könnte, konnten sich das Publikum außerdem inhaltlich auf das Stück einstimmen.

Die herausragende Leistung aller Beteiligten wurde an beiden Abenden mit langanhaltendem Applaus honoriert. Bernd Kraus fand stellvertretend für das Schulleitungsteam am Ende der Aufführung anerkennende Worte für das Ensemble: „Respekt, was ihr zusammen auf die Bühne gebracht habt.“ Robin Kucher hob den großen Einsatz der Jugendlichen aus der Theater-AG hervor und lobte ihre Probendisziplin. Außerdem bedankte er sich bei allen Unterstützern – allen voran Hausmeister Zoltan Portik und Familie Frankenhauser für ihre tatkräftige Hilfe beim Aufbau von Bühne und Technik sowie dem Förderverein „Freunde des Franziskus Gymnasiums“ für die finanzielle Hilfe bei der Realisierung dieses Theaterprojekts.