Lernen als demokratischer Prozess
Das Modell versteht sich als didaktischer Ansatz zur Binnendifferenzierung. Anstatt dass alle gleichzeitig und gleich lernen, entscheiden die Schülerinnen und Schüler selbst über Lernort, Lernpartner und die Art und Weise, wie sie Aufgaben bearbeiten. „So lernen sie nicht nur Inhalte, sondern auch, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen“, erklärt Mehne.
Die Gestaltung des Klassenzimmers spielt dabei eine zentrale Rolle – als sogenannter „dritter Pädagoge“. Unterschiedliche Lernbereiche laden zum Austausch in Gruppen, zum konzentrierten Einzelarbeiten oder zu kreativen Projekten ein. Ergänzt wird dies durch den Dialog im „Kreis“, in dem die Klasse den Unterricht gemeinsam beginnt, Themen bespricht, Lernprodukte präsentiert und Absprachen trifft. Auf kurze Inputphasen der Lehrkräfte im Kreis folgen längere Lernzeiten, in denen die Kinder eigenständig arbeiten – unterstützt von Lehrerinnen und Lehrern als Coaches.
Feierlicher Auftakt mit 120 Kindern
Wie lebendig dieser Ansatz ist, zeigte sich schon bei der Einschulungsfeier am 16. September. 120 Kinder wurden in vier fünfte Klassen aufgenommen. Schulleiter Johannes Stollhof betonte: „Ihr beginnt ein neues Kapitel. Alles, was es gibt, ist ein Geschenk – auch jeder einzelne von euch.“ Ein besonderer Höhepunkt war der Beitrag der Klasse 6c, die Szenen aus dem „Sonnengesang“ des heiligen Franziskus aufführte. „Der Sonnengesang will zeigen, dass alles, was Gott erschaffen hat, einen Sinn hat“, erklärte Schüler Gabriel. Stollhof griff die Gedanken auf und verband sie mit dem Leitgedanken des Churer Modells: „Wir wollen entdecken, wie ihr die Welt seht – und voneinander lernen.“
Neue Schule, neue Kultur
Für die neuen Fünftklässler bedeutet das nicht nur neue Fächer und Freundschaften, sondern auch ein anderer Schulalltag: mehr Eigenverantwortung, mehr Mitbestimmung, mehr Freiräume. Der Weg in das freiere Arbeiten wird schrittweise begleitet und Rituale geben Sicherheit in den offenen Formen. „Das ist anfangs sicher aufregend – vielleicht auch ein bisschen chaotisch. Aber genau darin steckt die Chance, Schule neu zu denken“, so Stollhof.
Mit dem Wechsel zu G9 und dem Churer Modell will das Franziskus Gymnasium auch weiterhin eine Lernkultur etablieren, in der fachliches Wissen, soziale Verantwortung und demokratische Teilhabe Hand in Hand gehen und wird dabei wissenschaftlich begleitet.






